Fußballer verletzen sich besonders häufig. Da Bänderverletzungen und Knochenbrüche bei Senioren deutlich leichter passieren und langsamer verheilen, raten viele Ärzte Senioren vom aktiven
Fußballspielen ab. Im Verein werden die „uralten Herren“ ohnehin schon vor dem Rentenalter aussortiert. Geht es dagegen nach einer aktuellen dänischen Studie, dürfen die Fußball-Opas so lange
sie wollen gegen den Ball treten.
In den Augen der Forscher der Universität von Kopenhagen ist Fußball weit mehr als die bloße Jagd nach dem runden Leder. Für die ist Fußball ein hochintensives Intervalltraining, das bei
Senioren sowohl den Kreislauf wie auch die Knochen stärkt.
Laut Peter Krustrup vom Zentrum für Mannschaftsport und Gesundheit (Center for Holdspil og Sundhed) an der Universität Kopenhagen haben Fußballer, die ihr Leben lang gespielt haben, mit 70
Jahren grundsätzlich ungefähr den Gleichgewichtssinn und die Muskelbeweglichkeit von 30-jährigen Männern, die keinen Sport treiben. Die Frage blieb, welchen Einfluss Fußball auf Senioren
haben kann, die bislang noch keinen Sport getrieben haben.
Zu diesem Zweck suchten die dänischen Forscher 37 untrainierte Menschen zwischen 63 und 75 Jahren. Diese wurden in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe traf sich einmal in der Woche eine
Stunde zum kicken, die zweite trainierte im Fitnessstudio, die Teilnehmer der dritten Gruppe blieb dabei wie gewohnt zuhause. Nach einem Jahr wurde der Fortschritt überprüft.
Der Kick für die Gesundheit
Schaut man sich die Ergebnisse an, sollte jeder seinen Opa zum Kicken schicken. Denn nach einem Jahr hatte sich in der Fußballgruppe die Lungenfunktion (VO2max) um 15 Prozent verbessert. Die
Ausdauer war um 7 Prozent besser und auch die Laufleistung nahm messbar zu (Yo-Yo Intermittent Endurance Level 1 plus 43 Prozent). Krafttraining im Fitnessstudio hatte auf diese Werte dabei keine Auswirkung. Weiter war der Puls beim Gehen um 12 Prozent vermindert und der
Laktatwert war um 30 Prozent gesunken. Auch beim so genannten Sit-to-stand-Test war die Leistung um 29 Prozent verbessert. Hier hatten auch die Fitness-Senioren durch das Krafttraining
Fortschritte gemacht.
Durch diese Fortschritte hatten die Senioren auch sonst weniger Probleme. Alltägliche Dinge wie Treppen steigen, einkaufen oder Gartenarbeit bereitete ihnen weniger Probleme. Man kann
zusammenfassend also sagen, dass die Lebensqualität durch kicken zunahm. Das Mannschaftssport auch das Sozialleben stärkt, wurde hier noch nicht einmal
berücksichtigt.
Die Angst vor Verletzungen kann Krustrup dagegen nicht teilen. Im Gegenteil. Durch die schnellen Läufe, die Stops, Drehungen, Pässe und Schüsse wurden bei den Senioren nicht nur die Muskeln
gestärkt, auch die Knochen profitierten davon. So ergaben entsprechende Messungen, dass schon nach drei Monaten die Knochenmineralisation im Femur und im Femurhals deutlich verbessert waren.
Dadurch war das Risiko für Frakturen auch verringert
Auch wenn die Zahl der Teilnehmer zugegeben extrem klein ist und auch nichts über die sportliche und gesundheitliche Vorgeschichte der Teilnehmer enthüllt, waren die Ergebnisse doch
eindeutig. Sofern der Eifer und die Motivation der Gegenspieler nicht zu groß sind, spricht also einiges dafür, warum man auch im Rentenalter noch kicken gehen kann, vielleicht sogar spielen
sollte. Allerdings gilt natürlich, bei Vorerkrankungen seinen Hausarzt um Rat zu fragen.
Abstract der Studie